
Bagatellisierung
Zurück zu: Verbale Verhinderer verstehen und überwinden
Beispiele für Bagatellisierungen
Kollege zu Kollegin: ”Ich komme überhaupt nicht weiter mit meiner Arbeit. Das wird mir alles zu viel”
Antwort: “Aber geh, das ist ja gar nicht so schlimm.”
Kollege zu Kollegin: “Nun habe ich schon wieder das Umsatzziel nicht erreicht.”
Antwort: “Nimm es nicht so schwer, im nächsten Monat wird es schon klappen.”
Was bewirken diese Form von Antworten
Die Aussagen des Senders entspringen in diesen Beispielen den Gefühlen der Unsicherheit, der
Überforderung, möglicherweise gar der Furcht. Es liegt in uns, dass wir das Bedürfnis haben, dass
dieses Gefühl von unserem Umfeld wahrgenommen und auch validiert wird. Wenn wir uns jemand
anvertrauen und unsere Gefühlslage nicht wahrgenommen oder ernst genommen wird, finden wir
nur schwer eine gemeinsame Basis. Oft werden dabei unsere Emotionen auch umdefiniert.
Umdefinieren bedeutet, dass das Gefühl keine Berechtigung hat und somit abgewertet wird. Das
Gespräch verlässt somit auch eine Ebene der gleichen Augenhöhe. Der Zuhörer wertet die
Wichtigkeit und Bedeutung der Aussage des Senders in gewisser Weise ab. “Was Du denkst und
fühlst ist nicht richtig, Du machst Dir zu viel Sorgen, alles wird sowieso gut” Deine Sorge hat keine
Berechtigung.”
Wie erzielen wir mehr Wirkung
Mehr Wirkung erzielen wir, wenn wir die Gefühlslage der anderen Person einfach akzeptieren und als
gegeben hinnehmen. Gefühlsäußerung unserer GesprächspartnerInnen haben somit absolute
Berechtigung, sie ist eine Zustandsäußerung der anderen Person und damit hilfreich, um die
GesprächspartnerInnen dort abzuholen, wo sie gerade steht.
Wenn wir die Welt durch die Brille der anderen sehen wollen, dann gehört es auch dazu, die Gefühle,
egal ob negativ oder positiv, einfach nur zu akzeptieren. Ich möchte an dieser Stelle noch anmerken,
dass gerade in Gesprächen mit Kindern das Herunterspielen ein sehr beliebter Verhinderer ist.
Hohle Phrasen
Sehr beliebt sind klassische hohle Phrasen, die wir alle kennen:
“ Das gibt es schlimmere Dinge” “Auf Regen folgt Sonnenschein” “Morgen ist alles wieder gut” “Bist
Du verheiratet bist ist alles wieder in Ordnung” “So ist es mir früher auch gegangen” “Ein Indianer
kennt keinen Schmerz” uvm.
Nicht direktiv reagieren
Wir erinnern uns an die Unterscheidung zwischen direktivem und nicht direktivem Verhalten aus
Zuhörersicht. Bagatellisieren ist eindeutig direktiv – die der/die Zuhörer bietet der/dem Sender/in
durch die eigene Aussage wenig Möglichkeit, tiefer ins Thema einzusteigen. Wenn wir also keinen
tieferen Dialog wollen, und das ist ja auch vollkommen in Ordnung, kann dies ein Mittel sein.
Einleitungssätze oder Phrasen der Bagatellisierung
● Auf Regen folgt Sonnenschein
● Andere Mütter haben auch schöne Töchter
● Das Leben geht weiter
● Das gibt es schlimmeres
● Das ist doch nur eine Kleinigkeit
● So schlimm ist das nicht
● Ein Indianer kennt keinen Schmerz
● Wegen dem regst du dich auf?
Vertiefung zum Thema
Die Podcastfolge „Bagatellisierung“ vertieft Dein Wissen zu diesem Verhinderer